Gerät die Qualität von Konsumgütern unter Druck im Schatten kurzfristiger ökonomischer Ziele? Börsennotierte Unternehmen bewegen sich stets im Spannungsfeld zwischen den Bedürfnissen der wichtigsten externen Stakeholder: Aktionäre und Kunden. Aktionäre fordern eine möglichst hohe Kapitalrendite und stetiges Wachstum von Umsatz und Gewinn. Attraktive Kursentwicklungen ermöglichen den Unternehmen Eigenfinanzierung und führen zur Steigerung des Unternehmenswertes. Kunden hingegen verlangen ausgezeichnete Qualität zu einem fairen Preis.

Viele modere betriebswirtschaftliche Ansätze scheinen eine Lösung zu diesem Widerspruch zu geben. Alles dreht sich um Maßnahmen der Rationalisierung nach dem ökonomischen Prinzip: Mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen den Output maximieren. Doch wo gelangt dieses System an seine natürliche Grenze? Und viel wichtiger ist die Frage, was danach folgt?

Qualitaet im Wandel

Wachstum über alles

Unser Wirtschaftssystem baut auf Wachstum. Stagnation bedeutet Rückschritt. Mit gesundem Menschenverstand kommt man zu dem Schluss, dass ein jährliches Gewinnwachstum von 3% ausreichend ist, um eine Gesellschaft nachhaltig zu führen. Leider ist das ein Trugschluss. 3% Wachstum bedeutet status quo. Die Zinsen kurzfristiger Kredite (aktuell sind die Zinsen zwar niedrig, das war aber nicht immer so) fressen das erwirtschaftete Kapital der Gesellschaft auf und es bleibt kein Geld für Investitionen. Auch können kaum Dividende ausgeschüttet werden und das Unternehmen wird zunehmend unattraktiv für Investoren. Gerade im Hinblick auf den Wandel der Industrie zur Digitalisierung sind Investitionen jedoch zwingend erforderlich. Wer heute den Anschluss verliert, der ist morgen verloren. Digitalie Produkte, Innovationen im Kundenservice und kurze Produktlebenszyklen zwingen Unternehmen in die digitale Zukunft zu investieren.

Wettbewerbsfähig bleiben

Jede strategische Leitung hat das Ziel die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens nachhaltig sicherzustellen. Eine Möglichkeit bieten steigende Umsätze, die durch entsprechend positive Deckungsbeiträge zu einem Gewinnwachstum führen. Doch was ist, wenn sich keine neuen Märkte mehr erschließen lassen? Oder wenn aktuell keine neuen Produkte zur Marktreife erlangen? Die zweite Möglichkeit besteht darin, bestehene Prozesse und Produkte kostenstrukturell zu optimieren. So oder so... Kosten müssen gesenkt werden. Hier setzt ein ganzer Zweig der betriebswirtschaft an. Verschiedene Methoden werden eingesetzt, z.B.

  • KAIZEN
  • Lean Management
  • Kanban
  • Six-Sigma
  • Wertanalyse
  • Business-Process-Reengineering

Die Schnittstelle zwischen Prozessen und Qualitätsmanagement ist fließend. Mehr Informationen zur Verknüpfung zwischen Qualitätsvorgaben und Prozessmanagement findest Du hier.

Immer besser werden

Es ist bekannt, dass in den ersten Monaten der Serienfertigung von Produkten erhebliche Optimierungsmaßnahmen erforderlich sind. Ist der Produktionsprozess robust und über längere Zeit stabil, so schwingt sich das System auf einem gewissen Kostenniveau ein. Mit steigender Stückzahl wird auch der Hebel für potenzielle Einsparungen länger. Wenn die Stückzahlen steigen, haben Prozessoptimierungen einen stärkeren Einfluss auf die Kostenstruktur. Hier ist der Grundgedanke der Qualitätsverbesserung verankert. Fehler werden sukzessive eliminiert und Prozesse verbessert. Lieferantenwechsel können zu besseren Einkaufsbedingungen führen und weitere Kosteneinsparungen ermöglichen. In der japanischen Philosophie des KAIZEN lässt sich jeder Prozess immer weiter verbessern.

Wird ein Produkt nun über mehrere Jahre gefertigt, so gelangt es früher oder später an das Ende seines Lebenzyklus. Der Hersteller hat nun zwei Möglichkeiten:

  1. Das Produkt aussterben lassen und durch ein neues Produkt ersetzen
  2. Das Produkt mit einem Facelift versehen

Wie auch immer die Entscheidung lautet, weitere Kosteneinsparungen bringen an dieser Stelle neue Chancen. Jedoch dürfen die Einsparungen nicht zulasten der Qualität gehen. Die Qualität gerät an diesem Punkt verstärkt unter den Druck der Rationalisierung.

Metall wird zu Plastik

Ein Beispiel, was jedem Konsumenten bekannt ist, ist der Materialwechsel von Metall zu Plastik. Die Veränderung wird den Kunden mit vielen vermeintlichen Vorteilen verkauft, die Pastik gegenüber Metall hat, z.B. ein geringeres Gewicht und angenehmere Haptik. Doch wirkt sich das neue Material negativ auf die Dauerhaltbarkeit aus. In der Elektronik werden billigere Komponenten in Platinen eingesetzt. Gehäuse, die einst verschraubt waren, sind heute geklebt und lassen sich nicht mehr reparieren. Lieferketten werden umorganisiert und Offshoring führt oft zu massiven Qualitätseinbußen der Kaufteile. Die Rendite wird zwar verbessert, aber die Qualität leidet.

Qualität

Die Gewinne müssen wachsen. Doch wie noch weiter verbessern? Dazu sollten die übrigen Prozesse des Unternehmens auf den Prüfstand gestellt werden. Ich sehe erhebliche Einsparpotenziale in den Unterstützungsprozessen der Unternehmen. Dreifach unterzeichnete Urlaubsscheine bringen keinen Mehrwert. Ebensowenig das Abtippen von Formularen in EDV Systeme. Das Ausdrucken und faxen von digitalen Bestellung. Manuelle Kopierarbeit von nicht synchonisierten Dateninseln verschiedener Systeme. Analoge Recruitingprozesse mit drei Vorstellungsterminen pro Bewerber. Hier sollten vor allem kleine und mittlere Unternehmen auf die Kostenbremse treten.

Innovative Services

Anstelle das Produkt so lange zu reduzieren, bis die Kunden davonlaufen, sollten innovative Services angeboten werden. Die Skalierungsfähigkeit digitaler Produkte ist so einfach wie bei keiner anderen Produktgruppe zuvor. Denkbar sind hybride Produkte oder attraktive Aboservices mit einem "rundum-Sorglos-Paket". Doch dazu müssen Unternehmen Ihre Prozesse digitalisieren und konseqent Daten aufnehmen und analysieren. Die Bedürfnisse des Kunden müsse im Mittelpunkt stehen. Welche Wachstumdimensionen dann möglich sind, hat uns Amazon Chef Jeff Bezos schon bewiesen.

Was bringt die Zukuft?

Doch auch mit innovativen Services und konstanter Qualität ist die Zukunft unsicher. Sicher ist: der Kostendruck wird weiter steigen. Sicher ist auch, dass Kapitalgeber auch weiterhin die beste Rendite erhalten wollen. Auch wenn sich in der Theorie der Qualitätsverbesserung jeder Prozess und jedes Produkt immer weiter verbessern lässt, so wird in der Praxis jede Verbesserung an Ihre natürliche Grenze stroßen. Was auch immer die Zukunft bringt, das Gewinnwachstum darf nicht zu Lasten der Qualität gehen. Denn ist die Reputation erst einmal beschädigt, sinkt das Vertrauen der Kunden in das Produkt. Und das hat fatale Folgen.

Der permanente Kostendruck ist unserer Wirtschaft geschuldet, so läuft nun mal das System. Es obliegt der strategischen Führung zu entscheiden, wie das Unternehmen damit umgeht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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